Erzsébet Reisinger ist frei praktizierende Hebamme und Heilpraktikerin in München, im Mittelpunkt ihrer Praxis steht die Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder und Familien. Als gebürtige Ungarin lebt sie seit 1986 in Deutschland. In Budapest war sie 11 Jahre an der Universitäts-Frauenklinik, dann in Deutschland vier Jahre am Martin-Luther-Krankenhaus in Bochum und 11 Jahre an LM-Universität I. Frauenklinik in München als Hebamme tätig, davon 10 Jahre auch als Lehrhebamme. Zusätzlich hat sie eine dreijährige Vollzeitausbildung zur Heilpraktikerin in München absolviert.
Wie sind Sie zur Homöopathie gekommen?
Das war vor rund 30 Jahren. Ich betreute eine Mutter mit Baby und das Kind litt sehr häufig unter Bauchweh. Wir haben anhand von homöopathischen Mittelbeschreibungen ein Mittel gefunden, und es half wirklich sofort. Und danach, jedes Mal, wenn das Kind Bauchschmerzen plagten und wir ihm die Globuli gaben, lösten sich die Schmerzen auf. Das hat mich überzeugt und neugierig gemacht. Ich begann, mich intensiver mit der Homöopathie zu beschäftigen und lernte dann bei dem Arzt, Geburtshelfer und Homöopathen Dr. med Friedrich Graf.
Warum ist die Homöopathie aus Ihrer Sicht für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach eine geeignete Methode?
Die Homöopathie ist eine sanfte und wirkungsvolle Therapiemethode; bei gut ausgewählten Mitteln kann sie schnell Beschwerden lindern und zwar ohne Nebenwirkungen. Daher ist sie vor allem für Babys, Schwangeren und Müttern, die besonders geschützt werden müssen, eine sehr geeignete Behandlungsform und wird von werdenden Müttern gerne angenommen.
Bei welchen Problemen können sich Schwangere selbst mit Homöopathie helfen?
Bei allen Beschwerden, die häufig am Anfang der Schwangerschaft auftreten können: morgendliche Übelkeit, Magendruck, Appetitlosigkeit, leichte Kreislaufstörungen, Verdauungsbeschwerden, Stimmungsschwankungen, also für die gerade am Beginn einer Schwangerschaft auftretenden hormonellen Umstellungsproblemen.
…und wann sollten Schwangere sich auf keinen Fall selbst behandeln?
Bei akuten Bauch- oder Kreislaufbeschwerden oder starken Blutungen, sollte das sofort von einem Arzt abgeklärt werden. Bei anhaltenden Kreislaufproblemen, häufigem Erbrechen, Beeinträchtigung des normalen Tagesablaufes, depressive Verstimmungen, also gerade bei Symptomen, die gravierende Beeinflussung des Lebens einer Schwangeren machen, empfehle ich unbedingt zu einem Arzt zu gehen, um die Ursache abzuklären.
Wobei setzen Sie die Homöopathie am häufigsten ein?
Am meisten tatsächlich bei den anfänglichen Schwangerenbeschwerden, dann gern und häufig bei den Neugeborenen und bei Stillproblemen. Aber auch bei Magenkrämpfen, Zahnungsbeschwerden, einem wunden Po oder Unruhe beim Baby können mit dem passenden homöopathischen Mittel oder einer homöopathischen Salbe die Probleme gut und sicher behandelt werden. Und wenn zum Beispiel ein Geschwisterkind eifersüchtig auf das Neugeborene reagiert, kann mit der Homöopathie sanft für mehr Harmonie gesorgt werden.
Können Sie ein kurzes Beispiel erzählen?
Gerade von paar Wochen besuchte mich eine Schwangere mit Verdauungsproblemen, sie hatte jedes Mal nach dem Essen Magenschmerzen und hatte bereits zwei Kilo abgenommen. Nach einer ausführlichen Anamnese habe ich ihr ein homöopathisches Mittel empfohlen, das sie vor dem Essen einnehmen sollte. Ganz freudig meldete sie sich nach einer Woche, dass sie nun mit Appetit essen könne – ohne den lästigen Magenschmerz.
Wie erleben Sie die Akzeptanz der Homöopathie bei Schwangeren, Ärzten und Kolleginnen?
Meine Erfahrungen sind überwiegend gut und ich stoße mit der Homöopathie auf großes Interesse – auch bei Ärzten die ich immer offener für die Homöopathie erlebe. Ich betreue oft Ärztinnen, die sehr gerne meine Empfehlungen für homöopathische Mittel annehmen, sogar danach fragen. Da natürlich nicht jedes Mittel bei jeder Frau gleich gut wirkt oder Homöopathie auch mal nicht gut angezeigt ist, bin ich sehr froh, dass Homöopathie und die konventionelle Medizin sehr gut Hand in Hand gehen können. Meine Hebammen-Kolleginnen sind meist sehr offen für diese Behandlungsform und die meisten wenden Homöopathie an.
Wie erleben Sie die öffentliche Homöopathie-Diskussion?
Das ist manchmal schwierig, da es ja stimmt, dass die Mittel oft so verdünnt sind, dass nur noch die Information des Ausgangsstoffs vorhanden ist. Aber genau darauf kommt es ja an. Inzwischen wissen wir, dass diese Informationen den Gesundheitszustand und oder die Befindlichkeit verändern kann. Die besten Beispiele für mich sind Babys und Tiere, ihnen kann man nichts einreden. Ich sehe die Erfolge bei mir in der Praxis und bei meinen Kolleginnen und bin mir ganz sicher: wer heilt, hat Recht. Da immer mehr Menschen die heilsame Wirkung der Homöopathie erfahren, gibt es immer mehr, die dafür plädieren. Vielleicht löst ja dies den Widerspruch aus.