Homöopathie Fall 1: Immer wiederkehrende Paukenergüsse mit Hörminderung

Berlin, 30. Juni 2023. Dr. med. Ulf Riker, Internist – Naturheilverfahren und Homöopathie, schreibt Fallbeispiele aus seiner Praxis für den Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH). So wird die homöopathische Praxis sichtbar und Patientinnen und Patienten können sich ein Bild von der Behandlung machen. Im Homöopathie Fall 1 geht es um wiederkehrende Paukenergüsse mit Hörminderung. Auch wenn die in Frage kommenden homöopathischen Arzneimittel hier genannt werden, ist von einer Selbstmedikation bei ähnlichen Symptomen abzuraten, da die Verordnung in der Homöopathie sehr individuell erfolgt.

Der 55-jähriger Patient klagt seit Jahren immer wieder über langanhaltenden Schnupfen mit reichlich gelblichem Nasenschleim, Hörminderung auf dem rechten Ohr und immer wieder „brummende“ Ohrgeräusche („wie beim Kühlschrank“). Der HNO-Arzt hatte wegen der Paukenergüsse wiederholt ein Paukenröhrchen eingesetzt, auch habe er immer wieder Antibiotika bekommen. In seiner Kindheit seien ihm Polypen und Rachenmandeln entfernt worden und vor ein paar Jahren hatte er erneut Polypen in der Nase, die wiederum entfernt wurden – aber leider ohne Besserung seiner chronischen Beschwerden. Er schnarcht nachts im Schlaf sehr laut. Er sei sehr zugluftempfindlich, es gehe ihm aber hinsichtlich seiner Beschwerden viel besser im Freien, besonders bei kühler Witterung. Durstig. In der Anamnese sind seine Antworten kurz, knapp und nüchtern erzählt. Er beschreibt sich selbst als sehr ordentlich bis pedantisch; nach Beispielen gefragt: er putzt täglich sein Waschbecken und seine Dusche, er kann sich über ein Haar im Becken ärgern!

Homöopathie Fall 1 – Es handelt sich um ein konstitutionelles Problem

Die seit der Kindheit bestehende Neigung zu Wucherungen der Nasenschleimhaut (Polypen), die häufigen Rückfälle seines Schnupfens und die jeweils verzögerte Rekonvaleszenz deuten darauf hin, dass es sich um ein konstitutionelles Problem handelt. Wir werden also nach einer tiefwirkenden („konstitutionellen“) Arznei suchen müssen. Die starke Schleimbildung führt hinter dem Trommelfell ebenfalls zu einer Ergussbildung, diese wiederum zu einer Hörminderung, weil das Trommelfell nicht mehr ausreichend schwingen kann. Das Einlegen eines Paukenröhrchens schafft zwar eine Abflussmöglichkeit für die sekrete und eine bessere Belüftung hinter dem Trommelfell, hat aber keinen Einfluss auf die Bereitschaft, immer wieder aufs Neue hartnäckigen und schleimigen Schnupfen zu entwickeln.

Homöopathie Fall 1 – Die Aspekte, zur Arznei passen müssen

Gesucht wird also eine homöopathische Arznei, die zu folgenden Aspekten passen sollte:

• Konstitutionelle Schwäche im Bereich der oberen Atemwege mit Neigung zu reichlichen, gelben Absonderungen
• Hörminderung durch Tubenkatarrh
• Polypen
• Schnarchen
• Zugluftempfindlichkeit
• Besserung in kühler frischer Luft
• Durst
• Seine psychische Konstitution (sehr genau)

Homöopathie Fall 1 – Warum Pulsatilla und Kalium sulfuricum in Frage kommen

In erster Linie kommen Pulsatilla und Kalium sulfuricum („das chronische / mineralische Pulsatilla“) in Frage: beide Mittel decken große Teile des Symptombildes ab. Die Hörminderung rechts, der Durst und die eher „nüchterne“ Korrektheit geben dem Kalium-Salz ein Übergewicht. Die Arznei Kalium sulfuricum wurde dem Patienten innerhalb von drei Monaten 3-mal gegeben ( zunächst C200, dann zweimal C 1000). Es kam zu einer zuerst langsam, dann deutlichen Besserung der Symptome, und im weiteren Beobachtungszeitraum von 2 Jahren kam es zu keinem Rückfall mehr, HNO-ärztliche Interventionen oder Antibiotika waren nicht mehr erforderlich.

Es ist anzunehmen, dass auch Pulsatilla gewirkt hätte, aber vermutlich nicht so vollständig und nachhaltig wie das tiefer wirkende Kaliumsalz.

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