Frau Kleinert, danke, dass Sie auch mit einem Medium ein Interview führen, das eine viel geringere Reichweite hat als Sie bei Ihren Auftritten als ARD-Wettermoderatorin. Sie sind ja anderes gewohnt.
Nun ja, es ist schön, sich auch zu einem solchen Thema äussern zu können, weil ich es interessant finde. Und ich glaube, dass man das Interesse der Menschen für Homöopathie wecken sollte.
Seit über 15 Jahren arbeiten Sie bereits als Wettermoderatorin im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Was macht für Sie die Faszination der Meteorologie aus?
Wetter ist nicht zu einhundert Prozent vorhersagbar, ein chaotisches System. Das heißt: Selbst wenn Sie tolle Rechenmodelle haben und wunderbare Prognosen erstellen können, Sie werden es nie zu 100 Prozent beherrschen. Und: Sie können es nicht ändern. Ich kann nur das sagen, was sein wird, aber ich kann es nicht meinen Wünschen oder den Wünschen anderer entsprechend ändern. – Was ich ja sonst in ganz vielen Bereichen meines Lebens zumindest theoretisch tun kann. Ich habe eine Schwäche für Dinge, die man nicht vollkommen im Griff hat. Das finde ich spannend.
Welche Kuriositäten erleben Sie mit Ihrem Publikum? Was ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Es gibt viele sehr freundliche und manchmal auch kuriose Zuschaueranfragen. Beispielsweise Menschen, die mir Dinge abkaufen wollen, die sie bei mir im Fernsehen gesehen haben. ‚Ich möchte unbedingt diese Jacke haben, das muss auch die von Ihnen sein‘, oder ‚die Ohrringe, die Sie da getragen haben, die möchte ich gerne haben – ich zahle Ihnen egal was‘. Das wundert mich manchmal schon, und das bleibt in Erinnerung.
Oder sehr nette Briefe, dass der Vater bald 80 werde, er sieht mich jeden Abend im Fernsehen und ruft dann die ganze Familie zusammen. ‚Können Sie ihm bitte eine Karte schicken?‘ Es gibt auch viele Liebeserklärungen, aber was im Kopf bleibt, sind solche Sympathiebekundungen auf eine ganz liebe Art und Weise.
Welchen Stellenwert hat für Sie Gesundheit und ein gesundheitsbewusstes Leben?
Gesundheit hat bei mir logischerweise den Stellenwert Nummer eins. Ohne einen gesunden Körper kann ich all das, was ich tue, – und das ist eine ganze Menge, nicht tun. Gesundheitsbewusstes Leben, das muss ich zugeben, führe ich immer mal wieder (lacht). Ich bin ein großer Genießer und nicht jemand, der sehr asketisch lebt oder leben möchte. Abends zum Essen zwei Gläser Wein sind zwar nicht supergesund, ich genieße das aber lieber, anstatt darüber nachzudenken, ob ein Wasser oder Tee jetzt besser wäre.
Bei meiner Ernährung achte ich darauf, dass die Lebensmittel so hergestellt wurden, dass sie meinem Körper nicht schaden. Dass man beispielsweise Bio-Hähnchen kauft oder bei Meeresfrüchten darauf achtet, dass die nicht aus Aquakulturen mit massenhafter Antibiotikagabe stammen, halte ich für wichtig. Um damit auch ein Signal zu setzen, was wie hergestellt wird.
Nach Ihrer Schulzeit spielten Sie ernsthaft mit dem Gedanken, Veterinärmedizin zu studieren und Tierärztin zu werden. Was hat Sie an dieser Vorstellung gereizt?
Während meiner ganzen Schulzeit wollte ich gerne Tierärztin werden. Dafür habe ich sogar mein kleines Latinum gemacht. Und zum Abitur hin richtig geackert, Mit dem Gedanken beschäftigend, was das dann konkret heißt, dass man als Tierärztin eben nicht nur nette kleine Katzen behandelt, wurde mir klar, dass Medizin nicht meine Berufung ist. – Aber wenn ich Ärztin geworden wäre, dann bestimmt eine homöopathische.
Wie kam Ihr erster Kontakt mit der Homöopathie zustande?
Die Homöopathie habe ich damals durch meinen Kölner Hausarzt für mich entdeckt. Da habe ich die ersten Erfahrungen gemacht und gelernt, was sie ist und wie sie funktioniert. Ich hatte eine ganze Zeit lang regelmäßig Mandelentzündungen. Als ich da mit Homöopathie herangegangen bin anstatt mit Antibiotika, habe ich gemerkt, dass es funktioniert. Bis heute interessiere ich mich für die Frage, warum Homöopathie wirkt.
Haben Heilerfahrungen durch die Homöopathie etwas bei Ihnen verändert?
Ja, mein Blick auf die Medizin hat sich verändert. Man kann seinen Körper schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn es einem bspw seelisch nicht gut geht, reagiert der Körper sofort. Das ist ein Zusammenspiel, das man nicht voneinander trennen kann. In der Homöopathie wird das berücksichtigt. – Man muss nicht immer mit der Keule draufschlagen. Die Homöopathie hilft mir, wieder die Balance zu finden. Darauf greife ich auch heute noch häufig zurück.
Was sind die Gründe, weshalb Sie sich für Homöopathie entscheiden?
Ich denke, der Mensch ist Natur. Und wenn es mir gelingt, mithilfe der Natur zu heilen, sollte ich das auch nutzen. Dieses enge Verhältnis zwischen Mensch und Natur ist uns zu großen Teilen abhandengekommen. Weil wir in einer Welt leben, in der die Natur oft wenig Platz hat. Ich halte es für sinnvoll, zu diesem engen Verhältnis zurückzukehren.
Oft heißt es, die Unzufriedenheit mit der konventionellen Medizin sei der Hauptgrund dafür, warum sich Menschen der Homöopathie zuwenden. Wie ist das bei Ihnen?
Das gilt für mich überhaupt nicht. Ich bin mit der klassischen Medizin grundsätzlich zufrieden. Ich glaube nur, dass es manchmal nicht nötig ist, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Oder anders ausgedrückt: Ich möchte zuerst natürliche Mittel wie die Homöopathie nutzen, um meinen Körper wieder in Einklang zu bringen.
Über die Hälfte aller gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) erstatten bereits die Kosten für ärztliche Homöopathie. Halten Sie diese Entwicklung für sinnvoll?
Ich finde das großartig und halte es für sehr sinnvoll. Es ist aus meiner Sicht wichtig, Dinge zu unterstützen, die auf einfachem Wege Heilung bringen. Ebenso wichtig finde ich allerdings, dass man dort, wo die Homöopathie an ihre Grenzen stößt, die klassische Medizin für sich nutzt. Die Erstattung durch die Krankenkassen zeigt, dass man homöopathische Methoden mittlerweile akzeptiert oder sogar befürwortet. Das ist ein gutes Zeichen.
Kritiker sagen, die Heilerfolge durch Homöopathie beruhen auf Einbildung und Glaube. Wie sehen Sie das?
Ich bin der Meinung, dass es die Heilung besser unterstützt und Symptome und Beschwerden besser verschwinden, wenn man von einer Behandlung überzeugt ist. Das gilt für jede Medizin, und es mag sein, dass das auch bei der Homöopathie viel ausmacht. Ich glaube aber nicht, dass das der einzige Grund ist, weshalb die Homöopathie bei mir wirkt. Ich bin überzeugt davon, dass es oftmals nur ganz kleine Dinge braucht, um den Körper wieder in Einklang zu bringen. Globuli oder andere homöopathische Mittel tragen in diesem Sinne zur Heilung bei. Oder ein anderes Beispiel: Meine beste Freundin ist Physiotherapeutin. Wenn die ihren Finger mit wenig Druck auf eine ganz kleine Stelle legt und meine Nackenschmerzen verschwinden, kann ich auch sagen, das sei nur Einbildung. Das ist es aber nicht.
Sie engagieren sich in vielen Projekten sozial. Sie werben für die Kindernothilfe, unterstützen ein Patenkind aus Äthiopien und sind Botschafterin der Lebenshilfe NRW. Ein Verein, der sich für Menschen mit geistiger Behinderung einsetzt. Außerdem haben Sie ein Kinderbuch geschrieben. Welche Projekte schieben sie aktuell an? Worauf dürfen wir uns freuen?
Es gibt so viele Projekte, die ich gerne mache und machen möchte, dass meine Zeit dafür kaum noch ausreicht. Ein aktuell wichtiges Thema ist für mich das Projekt „Geschwisterkinder“. Das ist eine Organisation, die sich für Geschwister und Angehörige von Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen einsetzt. Getragen wird das Projekt von der Stiftung FamilienBande. Die Bandbreite der Angebote reicht von der Aufklärung und Beratung über Betreuungs- und Entlastungsangebote für Angehörige bis hin zu Ausflügen und Kursen für Kinder und Jugendliche. Das ist eine wichtige Geschichte, für die ich mich aktuell engagiere.
Warum setzen Sie sich auch öffentlich für die Homöopathie ein, beispielsweise bei „hart aber fair“?
Ich stehe zu dem, was ich gut finde, ebenso wie zu dem, was ich nicht gut finde. Und ich finde lebhafte Diskussionen immer anregend, weil sie einen weiterbringen und den Geist öffnen. Ich mache gerne neue Erfahrungen und lerne etwas dazu. Es ist wichtig, losgelöst vom Thema Homöopathie, sich über eine Sache zu informieren, sich ein Bild zu machen und eine Meinung zu bilden. Und dazu können auch Fernsehsendungen wie hart aber fair zum Thema Homöopathie beitragen. Im Positiven wie im Negativen. Ganz schlimm finde ich, wenn Menshcen etwas ablehnen, von dem sie noch gar keine Ahnung haben. Ich halte es mit allen Dingen so, dass ich mich erst umfassend informiere, um mir eine Meinung bilden zu können.
Foto: Thomas Rosenthal