Berlin, 1. Dezember 2022. Die homöopathische Fallaufnahme braucht Zeit. Abgesehen von einer akuten Erkrankungen oder Verletzung wird mindestens eine Stunde, zumeist aber wesentlich mehr Zeit dafür eingeplant. Aber gleich am Anfang: Die Fallaufnahme ist kein psychotherapeutisches, sondern ein diagnostisches Gespräch mit dem Ziel, einen Therapieplan zu entwickeln. In dieses Gespräch sollten Sie vorbereitet hineingehen, deshalb geben wir Ihnen einen Überblick der möglichen Themen und erklären typische Szenen.
Was müssen Sie als Patientin oder Patient zur Fallaufnahme beitragen?
- Zunächst sollten Sie sich selbst genau beobachten: Wo genau haben Sie Ihre Beschwerden, was spüren Sie am Ort der Krankheit genau,
was hat sich vielleicht an anderen Stellen Ihres Körpers auch noch verändert, seitdem Sie krank sind? Haben Sie eine Idee, warum Sie – gerade jetzt und gerade in dieser Form – krank geworden sind? - Wichtig ist, dass Sie das versuchen zusammen zu tragen, was Homöopathen als „Das vollständige Symptom“ bezeichnen. Dazu gehört der Ort der Hauptbeschwerde (wo?), die Art der subjektiven Empfindung Ihrer Symptome (Wie?), zum Dritten und ganz wichtig: wodurch werden Ihre Symptome besser oder schlechter, also wie gehen Sie damit um, d.h. was machen Sie instinktiv, um sich Linderung zu verschaffen bzw. was vermeiden Sie, weil es zu einer Verschlimmerung führt (Wodurch besser oder schlechter ?), welche Begleitsymptome gibt es parallel zu Ihrer Hauptsymptomatik an anderen Körperstellen oder ganz allgemein (womit verbunden?), und schließlich die Frage einer möglichen (zeitnahen und plausiblen) Ursache (warum?).
- Sodann sollten Sie alle diese Symptome und Erscheinungen ernstnehmen und nichts unter den Tisch fallen lassen, nur weil Sie vielleicht denken, dass das eine oder andere Symptom Ihren Homöopathen vielleicht gar nicht interessieren könnte.
- Schließlich müssen Sie versuchen, Ihre Beobachtungen und Empfindungen so genau wie möglich in Worte zu fassen. Erst dadurch ermöglichen Sie Ihrem Homöopathen, die Melodie Ihrer Krankheit zu hören und auf das genau passende Arzneimittel zu schließen.
- Bitte bemühen Sie sich, ein möglichst vollständiges Bild Ihrer Symptomatik zu geben! Verschweigen Sie keine Symptome, die Ihnen vielleicht peinlich sind oder die Ihnen als belanglos erscheinen!
- Denken Sie bitte daran, dass Ihr Homöopath Ihre Schilderung nicht bewertet, sondern genau wie Sie selbst die auftauchenden Phänomene ernst nehmen wird, weil er sie als Material für die Arzneifindung dringend benötigt!
- Es kann vorkommen, dass es Ihnen im ersten ausführlichen Anamnesegespräch noch nicht gelingt, über einen tiefen Kummer zu sprechen oder unangenehme Wahrheiten zur Sprache zu bringen. Bitte holen Sie dies jederzeit nach, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Zeit reif ist und Sie das notwendige Vertrauen zu Ihrem Arzt aufgebaut haben.
- Manchmal fallen Ihnen vielleicht wichtige Symptome erst nach dem Anamnesegespräch ein oder wenn Sie sich mit einem Bekannten oder einer Freundin nochmals über das Gespräch unterhalten. Bitte setzen Sie sich dann mit Ihrem Behandler nochmals in Verbindung und ergänzen Sie, was Ihnen noch eingefallen ist.
Quelle:
Homöopathie – Leitfaden für Ihre erfolgreiche Behandlung
Dr. med. Ulf Riker, Internist / Homöopathie, München
Herausgegeben vom Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte
104 Seiten | 2. Auflage 2011 | Softcover | ISBN 978-3-939749-00-4 | 6,- Euro zzgl. Versandkosten
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