Medizinischer Hintergrund
Die Haut des Menschen unterliegt zahlreichen äußeren und inneren Einflüssen und kann in ganz verschiedener Art und Weise reagieren. Während externe Schädigungen leicht und sicher erkennbar sind (Insektenstiche, Sonnenbrand, Verletzungen etc.) sind die internen Gründe für Hautkrankheiten vielfältiger Natur. So können allergische Reaktionen, internistische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, aber auch psychische Reaktionen zu Erscheinungen auf der Haut führen. In diesen Fällen ist also immer auch eine fachärztliche Diagnosestellung sinnvoll, nicht zuletzt deshalb, um auch Aussagen zur Prognose und vermutlichen Dauer von Hautkrankheiten machen zu können.
Bitte achten Sie darauf, die Haut vor Allem bei Kindern, aber auch im Erwachsenenalter sehr sorgfältig vor längerer Sonnenbestrahlung durch entsprechende Kleidung und Sonnenschutzmittel mit hohem UV-Schutzfaktor zu schützen und damit die Gefahr der Entwicklung von Hautkrebs (Malignes Melanom) zu verhindern!
Allgemeine Maßnahmen bei Hautkrankheiten
Die Haut ist schützenden und lindernden Maßnahmen leicht zugänglich. Neben dem erwähnten, äußerst wichtigen UV-Schutz bieten sich vielfältige naturheilkundliche Anwendungen zur Linderung entzündlicher und juckender Hauterscheinungen an; Sie finden diese Maßnahmen in dem Buch „Wickel, Tees und Globuli“ aus der Ratgeber-Reihe des Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte detailliert beschrieben.
In vielen Fällen von trockenen, rissigen, gereizten oder juckenden Hautausschlägen hat sich das Auftragen von qualitativ hochwertigem Olivenöl bewährt; es verhindert übrigens auch nach Verbrennungen oder Verbrühungen eine unschöne Narbenbildung. Cremes, die hauptsächlich die Wirkstoffe der Virginischen Zaubernuss (Hamamelis) enthalten, können bei entzündlich gereizten und juckenden Hauterscheinungen zu einer deutlichen Linderung führen, ohne die Hautreaktion gänzlich zu unterdrücken. Bei kleineren Hautverletzungen oder schrundigen und rissigen Hautererscheinungen kann die Ringelblume (Calendula) als Tinktur oder Salbe zur Verbesserung des Hautbildes und zu einer gestärkten Abwehr gegen bakterielle Entzündungen oder Eiterbildung wesentlich beitragen.
Therapeutische Hilfe bei Hautkrankheiten
Bei großflächigen oder tiefen, möglicherweise verschmutzten Hautverletzungen und Platzwunden ist ärztliche Hilfe notwendig. Bitte prüfen Sie dabei auch, ob Ihr Schutz gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) ausreichend ist! Wenn Hautreaktionen auf die Anwendung naturheilkundlicher oder homöopathischer Arzneien über längere Zeit nicht reagieren, dann müssen tiefliegende Ursachen, z.B. aus dem Bereich der inneren Medizin gesucht bzw. ausgeschlossen werden. Beispielsweise kann ein chronischer Juckreiz ohne entsprechende sichtbare Hauterscheinungen unter Umständen auf eine noch nicht diagnostizierte Zuckerkrankheit (Diabetes), aber auch auf eine schwerere Erkrankung des lymphatischen Systems hinweisen.
Homöopathie bei Hauterkrankungen
Hauterkrankungen können aus kosmetischen Gründen oder auch wegen eines erheblichen Juckreizes äußerst störend und lästig sein, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Wundrose, Autoimmunerkrankungen, Hautkrebs) sind sie jedoch nicht gefährlich oder gar lebensbedrohlich. Wenn es der konventionellen Medizin oder auch einer eher oberflächlich praktizierten Homöopathie gelingt, die Hautreaktion zum Verschwinden zu bringen, dann muss das nicht unbedingt bedeuten, dass der Kranke nun geheilt wäre. Es kann sich um eine gelungene Unterdrückung handeln, und das kann bedeuten, dass der in der Tiefe noch immer kranke Organismus sich nun einen neuen Bereich „suchen“ muss, in dem er sein Kranksein präsentiert; dies kann nun eine durchaus schwerwiegendere Erkrankung (z.B. eine entzündliche Darmerkrankung) sein als es vordem die Hautkrankheit war. Hahnemann selbst sprach in diesem Zusammenhang von einem Gestaltwandel der Krankheit.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass die reflexartige Anwendung einzelner „bewährter“ homöopathischer Arzneien für bestimmte Arten von Hautkrankheiten unter Umständen zwar vordergründig und vorübergehend wirkungsvoll sein kann, auf Dauer aber in vielen Fällen einer Verschiebung der Krankheit Vorschub leistet, nämlich „weg von der Haut“ und hin zu anderen, ernsteren Krankheiten.
Dies ist der Grund, warum wir Ihnen in diesem Hautkapitel auch nur ganz wenige Hinweise zur Selbstbehandlung geben! Die Behandlung einiger akuter Krankheiten der Haut wurde bereits in anderen Kapiteln dieses Buches beschrieben (z.B. Insektenstiche, Sonnenbrand, Verletzungen, Verbrennungen, Lippenherpes ). Ein großer Teil der chronischen Hautkrankheiten (z.B. allergische Ekzeme, chronisch wiederkehrende Nesselsucht) erfordert immer die Durchführung einer sorgfältigen und ausführlichen Anamnese, um diejenige homöopathische Arznei zu finden, welche zur eigentlichen Hautkrankheit, aber auch zu begleitenden anderen Gesundheitsproblemen sowie zur Gesamtkonstitution des Kranken möglichst genau passt!
Im weiteren finden Sie Informationen zu
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Warzen
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Ekzemen
1. Warzen
Auch das Bestehen von Warzen ist aus homöopathischer Sicht und bei ansonsten sich vollkommen gesund fühlenden Menschen ein Hinweiszeichen, dass der Organismus „ein Problem hat“, das aber (noch) nicht zu anderen Krankheiten geführt hat. Dementsprechend sollte auch ein Mittel gegen Warzen immer sehr bewußt und sorgfältig ausgewählt werden.
Thuja
Eines der bekanntesten Mittel gegen Warzen! Es sollten immer auch andere bestehende Gesundheitsprobleme sowie die Gesamtkonstitution berücksichtigt werde! Andenfalls dient Thuja nur der „homöopathischen Kosmetik“!
Thuja-Warzen sind oft „fleischig“, groß und schnellwachsend; könnenbräunlich aussehen, eine rissige Oberfläche haben und manchmal schlecht riechen. Begleitend oft fettige Haut (besonders im Gesicht), viele braune Hautflecke, manchmal gleichzeitig Bildung von Polypen (Nase / Rachen, Genitalbereich) und eine Neigung zu übelriechenden Schweißen.
( gehe zu Thuja )
Causticum
Manchmal zahlreiche, harte, hornartige, gezackte Warzen, die sich auch entzünden können; leicht blutend. Eine typische Lokalisation ist die Umgebung der Fingernägel, aber auch die Fußsohlen und ausnahmsweise auch mal auf der Nasenspitze.
Dulcamara
Meist weiche, flache Warzen, z.T. auch die so genannten Dellwarzen bei Kindern. Oft ausgeprägte Überempfindlichkeit gegen feuchte Kälte und Nasswerden bzw. Baden.
„Große Mittel“ wie Calcium carbonicum, Lycopodium, Sepia oder Staphisagria können aufgrund des gesamten Symptomen-Mosaikes des Betroffenen selbstverständlich ebenso als passende Arznei in Frage kommen wie einige „kleine Mittel“, beispiels-weise Antimonium crudum oder Cinnabaris.
2. Ekzeme
Hier gilt das, was oben ausführlich besprochen wurde: der allergische Ursprung dieser Erkrankungen deutet auf eine chronische Krankheit (zumindest Krankheitsbereitschaft!) hin und sollte nicht dazu führen, ein „bewährtes“ Mittel nach dem Anderen auszuprobieren!
Sulfur
Diese Arznei soll hier Erwähnung finden, weil es sich um ein sehr wichtiges Ekzem-Mittel handelt. Passt für trockene, schuppige Ekzemformen ebenso wie für nässende Ekzeme, wenn ihre Absonderung evtl. übel riecht.
Der Juckreiz kann massiv sein, selbst wenn die Ausbreitung des Ekzems eher gering ist! Er wird typischerweise schlimmer durch Erhitzung von innen oder von außen sowie im warmen Bett. Wasseranwendung bzw. Duschen führt zur Verstärkung des Juckreizes und zum Brennen der Hautstellen. Das Jucken kann den Schlaf erheblich stören. Oft ist der Kranke ausgesprochen warmblütig, oft hat er heiße Füße, die nachts aus dem Bett gestreckt werden. Das Ekzem kann sich ebenfalls hitzig anfühlen. Bevorzugte Ekzemlokalisationen sind am Kopf die Haarränder im Bereich der Stirn und am Hinterkopf, die Ellenbeugen und Kniekehlen sowie die Füße. Oft sehen die Hautstellen, ebenso wie die Lippen oder Augenlidränder gerötet aus.
( gehe zu Sulfur )
Vorsicht! Sulfur ist eine hochwirksame Arznei und kann zu massiven Erstverschlimmerungen führen; daher sollte das Mittel nie unkritisch und in zu hoher Potenz oder zu häufig wiederholt gegeben werden! Natürlich gilt dies auch für viele andere homöopathische Arzneien!
Arsenicum album
Das Jucken hat einen ausgeprägt brennenden Charakter. Der Kranke muss sich solange kratzen, bis die Haut wund ist oder sogar blutet, was den Juckreiz vorübergehend lindert. Überraschenderweise lässt das Jucken nach, wenn der Patient warmes oder sogar heißes Wasser über die Ekzemstelle laufen läßt. Die Haut kann pergamentartig-trocken aussehen.
Rhus toxicodendron
Das Ekzem beginnt oft mit winzigkleinen, wasserklaren Bläschen, die ausgeprägt jucken; durch Kratzen entleert sich der Bläscheninhalt und es bilden sich dann Krusten und Risse in der Haut. Verschlimmerung einerseits durch Nässe, andererseits aber -ähnlich wie bei Arsenicum album – Linderung durch warmes bis heißes Baden der betroffenen Region.
Weitere wichtige Ekzemmittel wie z.B. Graphites, Petroleum, Mezereum, Psorinum und viele andere finden hier keine Erwähnung, weil sie alle nur nach einer ausführlichen Anamnese verschrieben werden sollten.
( gehe zu Rhus toxicodendron )
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