Der Verleger Michael Klett ist ein lebensfroher und offener Mensch – obwohl die Lebensgeschichte des 79-jährigen von Krankheiten geprägt ist. Er erzählt in einem Gespräch in Berlin seine vielen und sehr unterschiedlichen Versuche, seine Gesundheit in den Griff zu bekommen.
Ein Blütenstrauß von Krankheiten
Eine Stoffwechselstörung macht ihm in unterschiedlichem Gewand seit seiner Kindheit das Leben schwer. Klett vermutet als Ursache die Mangelernährung in den Jahren nach dem Krieg. Mit einer Schuppenflechte fing es an. „Gelbsuchten haben mich meine Grundschulzeit gekostet“, erzählt er. Obwohl irgendwann alle Laborwerte in Ordnung waren, war Michael Klett dennoch latent krank und das blieb so bis in die späte Adoleszenz. „Ich hatte einfach keine Abwehrkräfte, ich habe einen Blütenstrauß von Krankheiten auf mich gezogen, die mir das Leben schwer gemacht haben.“ Wegen der Schuppenflechte lernte er erst sehr spät Schwimmen, da er sich genierte, seinen Schuppen übersäten Körper zu zeigen und „Friseure haben mich abgelehnt, weil sie mich für aussätzig hielten.“
Trotz dieser durch Krankheit geprägten Jugend ist Klett davon überzeugt, dass die Homöopathie ihn lebensfähig gemacht hat. In seiner Familie gibt es „eine Tradition der Hinwendung zur Homöopathie“, bedeutende klassischhomöopathische Heiler wie Julius Mezger, Pierre Schmidt oder Jost Künzli waren die Ärzte der Familie für „die außerordentlichen, sonst nicht lösbaren Heilprobleme“.
Hoffnung auf Besserung
Mit 18 Jahren lernt Klett einen älteren Arzt kennen, der Chefarzt für innere Medizin gewesen war und sich nach der Pensionierung Akkupunktur beigebracht hatte. Er hält in dem Internat, in das Klett ging, einen Vortrag über die Möglichkeiten dieser uralten Heilkunst und wurde dafür von Lehrern und älteren Schülern verhöhnt. Klett wollte es wissen, stieg am nächsten Tag aufs Rad und fuhr zu dem Arzt. „Der hat mich 14 Tage lang behandelt und die Schuppen fielen von mir ab“, erinnert sich Klett. Nur auf der Kopfhaut blieb noch etwas Schorf zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten ihn etwa 40 Ärzte behandelt, sie hatten alle keinen Erfolg gehabt.
Mit Klett ging es aufwärts. Das Abitur gemacht, die Militärzeit beendet – und dann kam ein Rückfall. Der Genfer Arzt Pierre Schmidt führte eine sehr ausführliche homöopathische Anamnese inklusive einer körperlichen Untersuchung durch. Das Ergebnis war Klett nicht fremd: Im Grunde gesund, aber umgeben von Krankheitsherden. „Sie müssen Ihr Leben lang aufpassen, dass da nicht was ausbricht“, hatte Schmidt geraten. Pierre Schmidt war für ihn ein großer homöopathische Arzt und Ratgeber. „Ich habe so einen Arzt nie wieder erlebt“, resümiert Klett. Doch Schmidt musste bald seinen Patientenkreis einschränken, weil er sich der homöopathischen Forschung widmete. Jost Künzli wurde der neue Arzt von Michael Klett, der ihm viel abverlangte. „Bei Schlafstörungen, Kopf– oder Gliederschmerzen sagte er immer zu mir, das müssen Sie aushalten, das kriegen wir hin.“ Im Großen und Ganzen verlangte er Klett viel Geduld ab, bis er das Grundarzneimittel gefunden hatte, wenngleich er vereinzelte Krankheiten wie eine Herzmuskelentzündung wegen körperlicher Überanstrengung, einen schweren Magen-Darm-Infekt oder eine plötzliche Sehschwächung wegwischte, erinnert sich Klett. Mit dem gefundenen Mittel gingen dann alle Beschwerden innerhalb weniger Tage weg. „Das hat dann so gewirkt, dass ich den beruflichen Stress der 70er-Jahre durchhalten konnte“, so Klett. Er hatte inzwischen den Verlag übernommen und ihn zu der heute bekannten Klett-Verlagsgruppe ausgebaut. Aber nach Jahren guter Gesundheit kam ein Rückfall, dieses Mal ein richtiger Zusammenbruch. Künzli wollte ihn länger stationär aufnehmen, Klett wollte die Firma nicht im Stich lassen. „Ich war bald nur noch Haut und Knochen, nichts hat geholfen – im Büro war ich trotzdem noch jeden Tag vier Stunden“, erzählt der Verleger. Der Weg zur Heilung war diesmal sehr ungewöhnlich. Klett berichtet von einem westlichen Schamanen aus Antwerpen, dem er zufällig begegnet. „Er hat mir eine Rezeptur geschickt, und nach 14 Tagen war ich wieder auf den Beinen.“ Danach wirkte die homöopathische Behandlung von Jost Künzli intensiver, „und so wurde ich stabil und immer gesünder.“
Offenheit und Neugier gegenüber Behandlungsmethoden
Michael Klett hat für seine Gesundheit viel ausprobiert, ist immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. „Ich habe mir nach dem vielen Leid eine große Offenheit zugelegt. Vielleicht hat mir auch ein gutes Maß an geistiger Neugier geholfen“, bringt er es auf den Punkt. Treu geblieben ist er der Homöopathie – aber auch der Schulmedizin, weil sie diagnostisch was Starkes ist, sagt er. „Der komplexe Versuch der Homöopathie, dem Ganzheitlichen des Menschen nahe zu kommen, hat einen Partner, und das ist das Rationale der Schulmedizin“, urteilt Michael Klett.
Foto: Klaus Mellenthin