Medizinischer Hintergrund
Kopfschmerzen sind keine Krankheit an sich, sondern Symptom verschiedenartiger Störungen und zum Teil gravierender Erkrankungen. Der Schmerz kann unterschiedliche Lokalisationen (Stirn, Hinterkopf, Schläfen, rechts- oder linksseitig etc.), verschiedene Qualitäten (stechend, bohrend, klopfend, hämmernd, nach innen oder außen drückend etc.) sowie ganz spezielle Modalitäten der Besserung oder Verschlechterung (im Freien, im Liegen, beim Bücken, in der Wärme, durch kalte Auflagen, bei Bewegung, durch körperliche oder geistige Anstrengung etc.) aufweisen. Er kann sehr unterschiedliche „Ursachen“ (Schlafmangel, zu viel Alkohol, nach Sonnenexposition, infolge einer Kopfverletzung, im Rahmen eines fieberhaften Infektes etc.) haben und manchmal mit Begleitphänomenen auch außerhalb der eigentlichen Schmerzregion (Gesichtsblässe oder -rötung, Frösteln, Reizbarkeit, Harndrang, Müdigkeit oder Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden etc.) kombiniert sein. Sie sehen: auch hier geht es wieder in aller erster Linie darum, ein möglichst vollständiges Symptomenmosaik zu erfassen!
Kopfschmerzen sollten nur dann selbstständig homöopathisch behandelt werden, wenn sie aus plausibler, also unmittelbar nachvollziehbarer und zeitnaher Ursache entstanden sind und nicht mit gravierenden oder bedrohlichen anderen Symptomen zusammen auftreten. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn
- der Schmerz sehr plötzlich und mit großer Heftigkeit beginnt
- gleichzeitig massiver Schwindel auftritt
- gleichzeitig Übelkeit und Erbrechen auftreten
- der Schmerz mit Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Kollapsneigung bzw. Bewusstlosigkeit einhergeht oder
- keine unmittelbare Ursache zu finden ist.
In diesen Fällen ist unter anderem zu denken an
- akute Hirnblutung
- Hirntumor mit Drucksteigerung innerhalb des knöchernen Schädels
- Gehirn– oder Hirnhautentzündung
- Bluthochdruck
Allgemeine Maßnahmen bei Kopfschmerzen
Der Kranke sollte in eine ruhige und geschützte Umgebung gebracht werden und unter Beobachtung bleiben! Aufgrund der vielfältigen möglichen Ursachen und der individuellen Symptomatik ist es schwer, allgemein gültige Verhaltensregeln oder Maßnahmen zu empfehlen.
Professionelle Hilfe bei Kopfschmerzen
In den oben genannten Fällen plötzlicher und heftiger Kopfschmerzen sowie im Fall der erwähnten auffälligen Begleitsymptomatik darf keine Zeit versäumt werden, eine korrekte Ursachenklärung mit Hilfe konventionelle Diagnostik herbeizuführen!
Wenn Kopfschmerzen immer wieder bzw. in mehr oder weniger regelmäßigen Intervallen oder in einem bestimmten Zusammenhang auftreten und ein ähnliches Muster des Schmerzes und seiner Modalitäten und Begleitsymptome aufweisen, dann handelt es sich vermutlich nicht um eine jeweils akute Erkrankung, sondern eine chronische Krankheit oder Krankheitsbereitschaft. In diesem Fall sollte nach sorgfältiger, auch fachärztlicher Untersuchung eine ausführliche homöopathische Anamnese bei einem erfahrenen homöopathischen Therapeut*in durchgeführt werden, um die Krankheit tatsächlich zu heilen und nicht nur zu unterdrücken, was ja auch mit Hilfe allopathischer Medikamente zu bewerkstelligen wäre.
Die im Folgenden genannten homöopathischen Arzneien sollten also immer nur nach sorgfältiger Abwägung einer möglichen Ursache sowie der gegebenen Begleitumstände zur Anwendung kommen!
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Kopfschmerzen beschrieben:
- Rechtsseitige Kopfschmerzen ( gehe zu )
- Linksseitige Kopfschmerzen ( gehe zu )
- Kopfschmerzen durch besondere Gründe ( gehe zu )
1. Rechtsseitige Kopfschmerzen
Belladonna
Der Schmerz wird als sehr heftig, klopfend oder hämmernd, nach auswärts drückend oder berstend empfunden; er beginnt oft im rechten Hinterkopf und strahlt zur rechten Stirn bzw. zum rechten Auge aus; Verschlimmerung oft nachmittags, durch jede Erschütterung, durch Licht, Sonne und Hitze; bei Frauen kann diese Art von Kopfschmerz vor und während der Menstruation oder später auch im Klimakterium auftreten. Linderung erfährt der Kranke durch ruhiges Liegen im abgedunkelten, ruhigen Zimmer, Kältepackung auf die Schmerzregion oder festen Gegendruck mit den Händen. Meist werden der gerötete Kopf und die Augen als heiß empfunden, während Hände und Füße kalt sein können. Wenn diese Bild auftritt, sollte man immer auch an einen Bluthochdruck denken! Dieser Schmerz kann aber auch durch einen „Sonnenstich“ bzw. „Hitzschlag“ oder im Rahmen eines akuten, fieberhaften Infekts auftreten.
Lycopodium
Schmerz in der rechten Stirn bzw. über dem rechten Auge. Manchmal klagt der Kranke über gleichzeitig bestehende Beschwerden im Oberbauch mit Sodbrennen, Blähungen oder anderen Verdauungsbeschwerden. Oft tritt der Schmerz erst am Spätnachmittag und gegen Abend auf oder wenn eine pünktliche Nahrungsaufnahme nicht möglich war (zum Beispiel auch beim Fasten). Bei Bewegung im Freien oder an kühler, frischer Luft lässt der Schmerz nach. Der Kranke ist oft ärgerlich gereizt und sehr empfindlich gegenüber Widerspruch.
Natrium muriaticum
Oft wird dieses Mittel als die wichtigste Arznei gegen Kopfschmerzen beschrieben; dies gilt jedoch nur, wenn auch das Mosaik der Symptome des Patienten zum Arzneimittelbild passt. Der bevorzugt rechtsseitige Schmerz wird als hämmernd oder auch berstend beschrieben und beginnt meist morgens bei oder nach dem Erwachen und steigert sich bis Mittag, um gegen Abend wieder abzuklingen (man sagt auch: „mit dem Lauf der Sonne“). Auslöser können Kummer und Trauer, aber auch Sonnenexposition oder Überanstrengung der Augen sein; auch bei Schulkindern passt Natrium muriaticum, wenn wir großen Ernst und Leistungsehrgeiz finden und daraus Schulkopfschmerzen resultieren. Kalte Auflagen lindern ebenso wie fester Druck mit den Händen oder Schließen der Augen. Manchmal sind die Kopfschmerzen mit Sehstörungen und / oder Flimmern vor den Augen verbunden. Der Kranke zieht sich eher zurück und lehnt übermäßige Zuwendung ab.
( gehe zu Natrium muriaticum )
2. Linksseitige Kopfschmerzen
Lachesis
Der Kopfschmerz ist verbunden mit einem Gefühl der Blutfülle im Kopfbereich und wird oft als pulsierend oder nach außen drückend oder berstend beschrieben; er beginnt oft auf der linken Seite und geht dann auch auf die rechte Seite über. Beginn meist morgens, „aus dem Schlaf heraus“ und häufig nach zu viel Alkohol, nach übermäßiger Sonnenbestrahlung, durch emotionale Erregung, vor der Menstruation und auch im Klimakterium. Zur Linderung tragen auch hier kalte Auflagen, fester Gegendruck oder bei der Menstruation der Blutungsbeginn bei; der Kopfschmerz reagiert also ebenso wie zahlreiche andere Beschwerden immer dann mit Besserung, wenn irgendwelche Ausscheidungen in Gang kommen. Ähnlich wie bei Belladonna sollte man auch beim Bild von Lachesis an Bluthochdruck denken. Lachesis ist meist ausgesprochen warmblütig.
( gehe zu Lachesis )
Sepia
Hier sind die Kopfschmerzen oft von starker Übelkeit sowie Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen (zum Beispiel Essensgerüche) begleitet. Lokalisiert ist der Schmerz oft im Bereich der linken Stirn oder über dem linken Auge. Bei Frauen oft vor und während der Menstruation, aber auch im Klimakterium. Verschlimmerung durch Husten, Erschütterung, Licht oder geistige Anstrengung. Besser geht es dem Kranken entweder in absoluter Ruhe oder nach Schlaf, andererseits aber auch dann, wenn er sich körperlich „austoben“ kann. Auch Erbrechen kann zur Besserung führen.
( gehe zu Sepia )
3. Kopfschmerzen durch besondere Gründe
Arnica
Erstes Mittel nach Kopfverletzungen durch Unfall oder Sturz, wenn aufgrund des Unfallherganges auch eine äußere Blutung oder ein Bluterguss besteht bzw. eine innere Blutung nicht sicher auszuschließen ist. Unbedingt ärztliche Untersuchung!
( gehe zu Arnica )
Belladonna
Nach übermäßiger Sonnenhitze.
Der Schmerz wird als sehr heftig, klopfend oder hämmernd, nach auswärts drückend oder berstend empfunden; er beginnt oft im rechten Hinterkopf und strahlt zur rechten Stirn bzw. zum rechten Auge aus; Verschlimmerung oft nachmittags, durch jede Erschütterung, durch Licht, Sonne und Hitze; bei Frauen kann diese Art von Kopfschmerz vor und während der Menstruation oder später auch im Klimakterium auftreten. Linderung erfährt der Kranke durch ruhiges Liegen im abgedunkelten, ruhigen Zimmer, Kältepackung auf die Schmerzregion oder festen Gegendruck mit den Händen. Meist werden der gerötete Kopf und die Augen als heiß empfunden, während Hände und Füße kalt sein können. Wenn diese Bild auftritt, sollte man immer auch an einen Bluthochdruck denken! Dieser Schmerz kann aber auch durch einen „Sonnenstich“ bzw. „Hitzschlag“ oder im Rahmen eines akuten, fieberhaften Infekts auftreten.
Bryonia
Kopfschmerz bei grippalem Infekt und/oder Fieber. Husten löst heftige, stechende Schmerzen aus. Der Kranke möchte absolut ruhig liegen und sich nicht bewegen! Trockenheit von Haut und Schleimhäuten (zum Beispiel Lippen!) und großer Durst auf große Mengen Flüssigkeit. Linderung in kühler Luft oder durch kalte Auflagen. Bryonia kommt auch in Frage, wenn der Kopfschmerz möglicherweise mit hartnäckiger Verstopfung zusammenhängt.
( gehe zu Bryonia )
Gelsemium
Auch diese Mittel kommt bei Grippe und Fieber in Frage, wenn der Kranke sich sehr zittrig und schwach fühlt; er wirkt benommen, die Oberlider hängen herab, das Gesicht hat eine bläulichrote Färbung. Der Schmerz wird meist im Hinterkopf verspürt und ist manchmal mit Schwindelgefühl verbunden. Wenn der Kopfschmerz nach dem Urinieren nachlässt, ist dies ein relativ zuverlässiges Zeichen für Gelsemium.
Hypericum
Kopfschmerzen nach Gehirnerschütterung oder ähnlichen Kopfverletzungen; sinnvoll je nach Unfallhergang auch in Kombination oder im Wechsel mit Arnica.
Ignatia
Kopfschmerz durch Kummer oder emotionale Verletzung, Ärger oder nach Schreck, „als ob ein Nagel in den Kopf hineingeschlagen würde“. Oft mit verspanntem Nacken oder Kloßgefühl im Hals. Der Kranke seufzt vor Kummer oder Schmerz.
( gehe zu Ignatia )
Lachesis
Nach übermäßiger Sonnenhitze.
Der Kopfschmerz ist verbunden mit einem Gefühl der Blutfülle im Kopfbereich und wird oft als pulsierend oder nach außen drückend oder berstend beschrieben; er beginnt oft auf der linken Seite und geht dann auch auf die rechte Seite über. Beginn meist morgens, „aus dem Schlaf heraus“ und häufig nach zu viel Alkohol, nach übermäßiger Sonnenbestrahlung, durch emotionale Erregung, vor der Menstruation und auch im Klimakterium. Zur Linderung tragen auch hier kalte Auflagen, fester Gegendruck oder bei der Menstruation der Blutungsbeginn bei; der Kopfschmerz reagiert also ebenso wie zahlreiche andere Beschwerden immer dann mit Besserung, wenn irgendwelche Ausscheidungen in Gang kommen. Ähnlich wie bei Belladonna sollte man auch beim Bild von Lachesis an Bluthochdruck denken. Lachesis ist meist ausgesprochen warmblütig.
( gehe zu Lachesis )
Nux vomica
Kopfschmerz nach zu viel Alkohol oder Schlafmangel; der Kranke ist ausgesprochen gereizt und klagt eventuell über Sodbrennen oder krampfhafte Verstopfung. Linderung durch Wärme und Einhüllen des Kopfes. Überempfindlich gegenüber allen äußeren Einflüssen (Licht, Lärm, Gerüche, Kälte, Störungen etc.).
Staphisagria
Als Kopfschmerzursachen kommen Kränkung (persönlich, am Arbeitsplatz, durch Eltern oder Vorgesetzte) und Ärger in Frage; dem Kranken ist es nicht gelungen, seine Wut oder Empörung zu artikulieren, er hat seine Emotionen unterdrückt; oft führen diese Ursachen auch zu Schlaflosigkeit.
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