Medizinischer Hintergrund
Kreislaufstörungen und Kollapszustände sind meist die mittelbare oder unmittelbare Folge anderer, akuter oder auch länger bestehender Krankheiten. Folgende Ursachen kommen in Frage:
- Flüssigkeitsverlust (zum Beispiel nach Brechdurchfall, starkem Schwitzen bei gleichzeitig zu geringer Trinkmenge, größeren Blutverlusten)
- Hitzeeinwirkung (zum Beispiel „Hitzschlag“ und Sonnenstich)
- Schmerz (zum Beispiel körperliche Verletzung durch Sturz, Unfall; Bauchkoliken)
- Schreck oder Schock (akute Störung der vegetativen Kreislaufregulation)
- Akute Herzerkrankung (zum Beispiel Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen)
- Akute Lungenerkrankung (zum Beispiel Lungenembolie)
- Akute Hirnerkrankungen (zum Beispiel Schlaganfall; Gehirnblutung)
Anhand der genannten Beispiele wird bereits deutlich, dass eine homöopathische Selbstbehandlung von Kreislaufstörungen immer mit besonderer Vorsicht erfolgen sollte, um keine eventuell lebensrettende Zeit zu verlieren! Auch wenn eine Ursache für die Kreislaufschwäche aufgrund der Umstände sehr wahrscheinlich ist (die Beispiele 1. bis 4.), so muss doch immer bedacht werden, dass sich daraus auch eine ernstere oder bedrohliche Erkrankung entwickeln kann.
Die Symptome von Kreislaufstörungen können sich entweder langsam entwickeln oder sehr plötzlich auftreten:
- Benommenheit
- Schwindelgefühl
- Inneres Kältegefühl
- Blässe
- Atemnot
- Engegefühl am Herzen
- Bläuliche Verfärbung der Lippen
- Kalter Schweiß
- Ohnmacht
Die homöopathische Selbstbehandlung von Kreislaufstörungen ist in diesen Fällen immer nur eine erste Notfallmaßnahme! Es sollte immer baldmöglichst ein Arzt zugezogen werden, vor allem dann, wenn die homöopathische Arzneigabe nicht deutlich und kurzfristig Wirkung zeigt!
Allgemeine Maßnahmen bei Kreislaufstörungen
Bitte denken Sie immer an die bekannten Maßnahmen der „Ersten Hilfe„! Hierzu gehört bei akutem Kreislaufkollaps mit (drohender) Ohnmacht immer die so genannte „stabile Seitenlage“! Wenn Flüssigkeitsverlust die Ursache ist, dann muss selbstverständlich für ausreichende Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden; wenn im Falle von starken Schweißen oder im Zusammenhang mit Durchfällen auch Blutsalze (Elektrolyte) verlorengegangen sind, so müssen auch diese ersetzt werden; hierzu eignen sich entsprechende apothekenübliche Konzentrate, welche in Wasser gelöst getrunken werden, ebenso gut aber auch dünne Suppen mit Kochsalzzugabe oder Bouillon. Im Übrigen sollte der Kranke jede körperliche Anstrengung strikt meiden und in geschützter Umgebung (Ruhe! Keine Hitze oder Kälte!) liegen.
Professionelle Hilfe bei Kreislaufstörungen
Ein (Not-)Arzt sollte unverzüglich immer dann gerufen werden, wenn die Kreislaufschwäche „aus voller Gesundheit“ heraus plötzlich auftritt, ohne dass plausible ursächliche Gründe bestehen! Dasselbe gilt, wenn bei dem Kranken chronische Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, ein Bluthochdruck, eine chronische, schwächende Vorerkrankung, ein Tumorleiden, eine Zuckerkrankheit oder Ähnliches bekannt sind oder der Patient unter einer entsprechenden schulmedizinischen Dauertherapie steht!
Die wichtigsten Arzneimittel
Aconitum
Plötzlicher Kreislaufkollaps. Ursache oft Schreck oder akute Angst. Der Kollaps entwickelt sich aus einer akuten Panikreaktion heraus. Der Patient kann vor dem Kreislaufzusammenbruch eventuell noch über inneres Kältegefühl oder ein Gefühl der Taubheit klagen. Richtet man den Patienten zum Sitzen auf, so wird er totenblass. In weniger ausgeprägten Fällen (bevor der Patient das Bewusstsein verliert) wird neben der Todesangst evtl. eine Atembeklemmung oder ein starkes Herzklopfen, verbunden mit großer Unruhe geklagt.
Arnica
Schock durch akute körperliche Verletzung, durch Schlag oder Sturz. Meist besteht eine Blutgefäßschädigung mit Einblutung ins Gewebe. An Arnica sollte man auch immer denken bei Kopfverletzungen. Der Patient unterschätzt oft selbst den Ernst der Lage und sagt, dass er keine Hilfe braucht. Heißer, auch roter Kopf mit Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit. Sonne und Hitze verschlechtern den Zustand. Manchmal Schläfrigkeit mit Gähnen.
( gehe zu Arnica )
Camphora
Kollaps mit eisiger Kälte, aber – im Gegensatz zu Veratrum album – ohne wesentlichen oder kalten Schweiß. Auffallend ist, dass der Patient trotz seines Kältegefühls nicht zugedeckt werden will, weil meist gleichzeitig zur äußeren Kälte ein starkes inneres Brennen verspürt wird. Oft äußert der Patient ein Gefühl der Todesnähe.
( gehe zu Camphora )
Carbo vegetabilis
Man sagt, dass Carbo vegetabilis bei-nahe in der Lage sei, „Tote wieder zum Leben zu erwecken“. Die Arznei passt, wenn der Patient ein Gefühl eisiger Kälte verspürt und Haut und Schleimhäute eine bläuliche Verfärbung zeigen, weil die Blutzirkulation erheblich verlangsamt ist. Der Patient kann zwar noch einen heißen Kopf haben und über innerliche brennende Schmerzen klagen, der Atem ist aber kalt. Trotzdem möchte der Kranke, dass ihm kühle frische Luft zugefächelt oder das Fenster geöffnet wird. Ursache des Zustandes kann die akute Verschlechterung einer chronischen Krankheit oder auch ein großer, akuter Flüssigkeits- und Blutverlust sein.
Veratrum album
Kreislaufkollaps oder Vorstufen davon mit extremem Kältegefühl, großer Schwäche und evtl. bläulicher Verfärbung der Haut. Der Patient hat meist reichlichen, kalten Schweiß auf der Stirn mit blassem Gesicht. Der Veratrum-album-Zustand entsteht meist sehr rasch. Ursächlich ist häufig ein großer Flüssigkeitsverlust zum Beispiel bei ausgeprägtem Brechdurchfall. Aber auch ein Blutverlust, eine Überanstrengung oder eine Verletzung können zu diesem Symptombild führen. Eiskalte Haut, verlangt aber trotzdem nach eiskalten Getränken, die ihm nicht bekommen und rasch wieder erbrochen werden. Veratrum album hilft oft auch dann noch, wenn bei einem Brechdurchfall Arsenicum album zu spät gegeben wurde.
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