Berlin, 8. Dezember 2022. Wir müssen unterscheiden zwischen solchen Schlafstörungen, deren Ursache plausibel ist und zeitnah zu einer Störung des Schlafes geführt hat, und solchen, denen eine eher chronische innere oder äußere Störung zugrunde liegt, welche genau geklärt werden muss. Wenn äußere Gründe für Schlafstörungen wie zum Beispiel Lärmbelastung oder Sommerhitze nicht beseitigt werden können, dann kann auch die Homöopathie daran nichts ändern. Andererseits gibt es auch zahlreiche innere Gründe, warum unser Organismus seinen gesunden und erholsamen Schlaf nicht mehr finden kann, hierlässt sich mit Homöopathie ansetzen. Es handelt sich dann meist um ganz unterschiedliche Krankheiten, bei denen die Schlafstörung entweder ein ganz zentrales Hauptsymptom oder aber nur ein Begleitphänomen neben anderen Krankheitserscheinungen sein kann. Um dies herauszufinden, benötigen Sie wahrscheinlich professionelle homöopathische Hilfe.
Wenn ein gestörter Schlaf mit all seinen Folgen zu einem länger bestehenden, also chronischen Problem geworden ist, dann müssen wir unter anderem an folgende Krankheitsbilder denken:
- Schilddrüsenüberfunktion
- Blutarmut
- Durchblutungsstörungen im Gehirn
- Entzündliche Erkrankungen
- Vergiftungen
- Depression
In diesen Fällen ist also immer zunächst diese Grunderkrankung (und nicht isoliert nur die Schlafstörung) bzw. deren Ursache zu behandeln. Hier kann die Homöopathie in unterschiedlichem Maß helfen, ihre Anwendung setzt aber einen erfahrenen homöopathischen Therapeut und eine ausführliche Anamnese zur Erhebung sämtlicher Mosaiksteinchen der Symptomatik voraus.
Bei Kindern mit Schlafstörungen sollte man immer auch an psychologische Ursachen denken, zum Beispiel:
- Spannungen und Zerwürfnisse im Elternhaus
- Schulprobleme
- Mobbing unter Gleichaltrigen
Es versteht sich von selbst, dass in diesen Fällen oft erst eine Lösung und Beseitigung der Problemsituation zur Verbesserung des Schlafes führen wird.
Es gibt freilich auch Schlafstörungen, die durch eine besondere aktuelle Situation ausgelöst werden und einen Menschen betreffen, der sich ansonsten völlig gesund fühlt. Für solche Fälle bieten wir Ihnen 10 bewährte homöopathische Arzneien an.
Allgemeine Maßnahmen bei Schlafstörungen
Der Schlafplatz sollte möglichst ruhig gelegen sein. Vor dem Einschlafen und während der Nacht ist ausreichende Lüftung sinnvoll, die Raumtemperatur sollte 18 Grad nicht überschreiten. Abends und vor der Nacht sollten nur noch kleine und leichte Mahlzeiten eingenommen werden, Alkohol am Abend macht zwar zunächst auch müde, fördert aber keinen gesunden Nachtschlaf. Vor dem Einschlafen können eine Meditation oder Autogenes Training zu tiefer innerer Ruhe beitragen. Nicht zuletzt werden pflanzliche Wirkstoffe in Tees oder Fertigarzneien zumindest das Einschlafen fördern können; bekannt sind hierfür Baldrian und Hopfen, in vielen Fällen bewährt sich aber auch die Passionsblume.
Hilfe bei Schlafstörungen
Wenn eine Schlafstörung trotz der genannten allgemeinen Maßnahmen über längere Zeit unverändert und regelmäßig fortbesteht, dann sollte zunächst eine Grunderkrankung diagnostiziert oder ausgeschlossen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn aus der Schlaflosigkeit Folgeerscheinungen wie Konzentrationsstörungen, Einschränkungen der schulischen oder beruflichen Leistungsfähigkeit, körperliche Begleitphänomene oder eine Depression resultieren.
Die wichtigsten homöopathischen Arzneimittel bei Schlafstörungen
Aconitum
Die Schlafstörung ist nach einem akuten traumatischen Erlebnis entstanden, das mit großem Schreck oder mit Angst verbunden war (zum Beispiel Verkehrsunfall, Erdbeben, Gebäudebrand). Der Betroffene ist vor allem nachts sehr ruhelos, wirft sich im Bett umher, ist von qualvoller Angst erregt und getrieben und erwacht immer wieder durch Albträume, in denen die auslösende Ursache auftaucht. Gleichzeitig besteht oft auch heftiges Herzklopfen. Diese Art der Schlaflosigkeit kann auch nach Operationen auftreten.
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Argentum nitricum
Schlaflosigkeit durch Aufregung vor wichtigen Terminen oder Prüfungen. Es besteht die Befürchtung, man könne versagen, weil man sich vielleicht zu wenig vorbereitet habe; der Betroffene möchte dann mit Eltern oder Freunden sprechen und weckt diese womöglich auf. Oft tritt auch Durchfall auf, oder er fühlt sich zu warm im Bett und muss kühlere Stellen suchen oder überhaupt wieder aufstehen und sich kühlen.
Arnica
Der Betroffene findet nach schwerer, evtl. ungewohnter körperlicher Überanstrengung (zum Beispiel große Bergtour) nicht in den Schlaf hinein; er ist zu müde und erschöpft, um einschlafen zu können und verspürt vielleicht gleichzeitig noch muskelkaterartige Gliederschmerzen als Folge der Anstrengung. Manchmal hat er das Gefühl, als wäre die Matratze zu hart und er muss sich ständig eine neue oder bessere Schlafposition suchen.
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Bryonia
Die Schlaflosigkeit entsteht durch ständige Gedanken an sein Geschäft und was er tun muss, damit er nicht womöglich Konkurs anmelden muss und ruiniert ist, oder wie er seine Mitarbeiter optimal einsetzt, um das wirtschaftliche Gesamtergebnis seines Betriebes weiter zu verbessern. Oder der Betroffene denkt ständig über Sachprobleme nach, mit denen er am Abend zuletzt beschäftigt war. Meist handelt es sich um Menschen mit einem starken Bezug zum Materiellen. Sie müssen nachts auch immer wieder aufstehen um etwas zu trinken, da sie immer einen großen Durst haben. Manchmal überkommt den Schlaflosen auch das Gefühl, er sei weit weg von zuhause und möchte zurück in den „heimischen Hafen“, wo er sich auskennt und sicher fühlt.
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Chamomilla
Die Arznei für Schlafstörungen bei zahnenden Kindern: Sie sind sehr unruhig, äußerst gereizt und launisch, wollen aus dem Bett steigen und möchten herumgetragen werden (was dann aber oft auch nicht hilft). Die Schmerzen im Bereich der Kiefer und Zähne können – ähnlich wie bei Belladonna – mit Zuckungen verbunden sein. Das Mittel passt umso besser, je unausstehlicher das Kind ist.
Cocculus
Die Schlafstörung kommt durch zurückliegenden Schlafmangel zustande, zum Beispiel infolge von Nachtwachen bzw. häuslicher Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger, vor allem wenn damit Sorge, Kummer oder Angst um diese Menschen verbunden ist. Die Betroffenen sind erschöpft und gleichzeitig überempfindlich gegen jede Störung und können trotz Müdigkeit nicht in den Schlaf finden.
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Ignatia
Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen durch akuten Kummer, zum Beispiel Liebeskummer oder nach menschlicher Enttäuschung; er hat das Gefühl, seine Ideale seien abrupt zerstört worden, er kann „es“ einfach nicht fassen, seufzt und stöhnt und leidet still vor sich hin und kann nicht mehr einschlafen. Auf der körperlichen Ebene stellt sich manchmal ein Kloßgefühl im Hals ein oder die Empfindung einer schweren Last, die auf den Brustkorb drückt.
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Nux vomica
Nach einem stressigen Tag und großer geistiger Anstrengung kann der Betroffene seine Gedanken nicht mehr abschalten, was das Einschlafen verhindert. Aber auch nach zuviel Kaffee, Alkohol oder Rauchen kann der Organismus aufgewühlt sein. Wenn der Patient dann eingeschlafen ist, erwacht er häufig gegen 3 – 4 Uhr viel zu früh wieder, kann evtl. nicht wieder einschlafen, verspürt vielleicht Sodbrennen nach einer zu opulenten Abendmahlzeit. Am nächsten Morgen ist er dann gereizt, unausstehlich und überempfindlich gegen jede Störung.
Staphisagria
Nach Ärger, Kränkung, Empörung oder bei Kindern nach ungerechter Zurechtweisung folgt Schlaflosigkeit. Der Betroffene ist auf derartige Einflüsse oft ohnehin sehr empfindlich, nimmt sich alles sehr zu Herzen und kann mit der entstehenden Wut nicht umgehen, sondern unterdrückt seinen Zorn; manchmal „spielt er die Situation in Gedanken nochmals durch“, überlegt, was er hätte sagen oder wie er hätte reagieren können und was er beim nächsten Mal alles sagen und anders machen wird und kann darüber stundenlang nicht einschlafen.
Sulfur
Menschen mit einer „Sulfur-Konstitution“ können oft von Natur aus schlecht schlafen; sie schwitzen, es ist ihnen im Bett viel zu warm, sie strecken die Füße nachts aus dem Bett, wälzen sich hin und her und denken über „Gott und die Welt“ nach, wachen oft ähnlich wie Nux vomica zwischen 3 und 5 Uhr wieder auf, vielleicht durch Juckreiz oder auch Hunger und haben ihren besten Schlaf in den frühen Morgenstunden und können (wenn es geht!) bis mittags schlafen. Bitte Vorsicht bei der Wahl dieser Arznei! Sie kann vieles unterdrücken aber auch vieles zum Ausbruch bringen!
( gehe zu Sulfur )
Die richtige Dosierung
Nach 15 Minuten sollte in akuten Fällen eine Besserung eintreten. Erst wenn sich nach anfänglicher Besserung kein weiterer Fortschritt zeigt, sollte das homöopathische Mittel frühestens nach 15 Minuten wiederholt werden, beim dritten Mal frühestens nach 30 Minuten. Bei Bedarf bis zu viermal am Tag wiederholen. Die Wirkung jeder Gabe abwarten. Die Globuli im Mund zergehen lassen. 15 Minuten vor und 15 Minuten nach der Gabe nichts essen und trinken. Der Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH) empfiehlt bei der Selbstbehandlung für alle homöopathischen Medikamente die Potenz C12. Eine Gabe sind 2-3 Globuli. Homöopathische Arzneimittel gibt es nur in Apotheken.
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