Therapeuten schildern, wie Homöopathie in der Praxis eingesetzt wird. Dr. Ulf Riker ist Internist, setzt seit über 30 Jahren auch Homöopathie ein und schildert hier einen interessanten Fall.

Berlin, 9. November 2022. Bluthochdruck macht häufig keine Symptome, im Gegenteil: die Betroffenen fühlen sich nicht selten besonders dynamisch und leistungsfähig. Dahinter aber verbirgt sich ein erhebliches Risiko: ein unbehandelter Bluthochdruck führt früher oder später zu Schädigungen des Herzmuskels sowie der arteriellen Blutgefäße mit der Gefahr für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Diagnose Hypertonie frühzeitig gestellt und dann auch konsequent behandelt wird. Hierfür gibt es in der konventionellen Medizin mehrere hochwirksame Substanzgruppen, wobei die potentiellen Nebenwirkungen der Medikamente immer in Relation gesetzt werden sollten zu den gefährlichen Folgen eines unbehandelten Bluthochdruckes!

Weil Bluthochdruck selbst oft keinerlei Symptome auslöst ist es für die Homöopathie auch besonders schwierig, eine gut passende homöopathische Arznei zu identifizieren. Hilfreich kann es dann sein, wenn neben dem Hochdruck noch andere Beschwerden bestehen oder wenn es gelingt, die oft unbewusste Strategie zu entschlüsseln, mit der Patient:innen in Beruf oder Alltag ihre Probleme zu bewältigen versuchen. Nicht selten ist diese Strategie eine wesentliche Ursache für erhöhte Blutdruckwerte.

Dieses Beispiel  aus der internistischen Praxis zeigt, wie homöopathische Ärzte vorgehen

Die 55-jährige Patientin ist etwas übergewichtig, Gesicht und Lippen sind gerötet. Sie fühlt sich seit einigen Jahren am Arbeitsplatz ausgenutzt, weil ihre Leistungen im Team nicht anerkannt werden. Das macht sie unzufrieden und innerlich unruhig, weil sie die Anerkennung vermisst, die ihr zustehe. Der Bluthochdruck (ursprünglich mit Werten um 175/105) wird derzeit mit zwei  Medikamenten behandelt. Zusätzlich leidet sie unter starken Hitzewallungen, das sei wie ein „Druck von innen, der beginnt im Kopf und breitet sich über den ganzen Körper aus“, verbunden mit Schweißausbrüchen. Es sei ihr immer zu warm, erst recht seit den Wechseljahren. Früher schmerzhafte Schwellung der Brüste vor den Menses und immer wieder Gerstenkörner, die lange geeitert hätten. Badet schon immer sehr gerne kalt, geht bis in den Herbst in einen nahegelegenen See zum Baden.

Wir finden hier Symptome, die einerseits auf Sulfur und andererseits auf Calcium carbonicum hinweisen. In der sehr kleinen Rubrik „Beklagt sich, weil sie sich nicht anerkannt fühlt“ findet sich Calcium sulfuricum, also die Kombination aus den beiden Elementen. Liest man das Arzneimittelbild, so finden sich hier noch weitere Symptome der Patientin.

Calcium sulfuricum in ansteigenden Q-Potenzen und täglicher Einnahme hat dazu geführt, dass die Klimakteriumsbeschwerden langsam aber deutlich zurückgingen. Ebenso gelang es, die konventionellen Medikation schrittweise zu reduzieren, wobei die Blutdruckwerte unter ständiger Kontrolle blieben und sich schließlich auch ohne konventionelle Medikation im normalen Bereich um 130/ 80-90 bewegten.

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